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Max II. macht die Lederhosen hoffähig

1848 bis 1864 n. Chr. - Münchner Pre-Kini Epoche 

Hohenschwangau
Max II. von Bayern

Abbildungen: 

König Max II. mit Marie von Bayern mit Jagdgesellschaft bei Schwangau, Ausschnitt des Gemäldes von Philipp Folz, 1852;

Doppelter Kupferstich auf Bütten Schloss Hohenschwangau vor dem Verfall und Wiederaufbau, von Michael Wening (1645 - 1718);

Max zwei in Lederhosen, dargestellt vom Munichkindl-Team, München 2016; 

Glaspallast, kolorierter Stahlstich des Bibliographischen Instituts Hildburghausen, um 1855;

Lithografie derHochbegabtenanstalt Stiftung Maximilianeum, Gemälde im Eigentum des Bayerischer Landtags, München

München in Zeiten des Kinis

Max (* 28. November 1811 in München; † 10. März 1864 ebenda) war der älteste Sohn von König Ludwig I. und damit zum bayerischen Thronfolger bestimmt. 

 

Als junger Kronprinz bereiste er Griechenland, Italien, Österreich und England. Als er einmal in seiner Studentenzeit in der Gegend von Füssen wanderte, sah er dort die Ruine von Burg Hohenschwangau, die er 1842 erwarb, um sie zu seiner Sommerresidenz umzubauen.

Im gleichen Jahr hielt er um die Hand der außerordentlich schönen Berliner Prinzessin Marie Friederike von Preußen (1825–1889) an. Mit ihr gelang es ihm ein erfülltes und glückliches Familienleben zu führen. 1845 wurde als erstes von zwei Brüdern, der spätere Märchenkönig Ludwig II., sowie drei Jahre später dessen offizieller Nachfolger Otto geboren.

In dem wiederaufgebauten Schloss Hohenschwangau am Forggensee verliebte sich seine Gattin in die bayerischen und Tiroler Alpen und wurde zu einer begnadeten Bergsteigerin. Sie bestieg den Watzmann und wollte auch die Zugspitze bezwingen, wurde jedoch von ihrem Mann, Kronprinz Max, abgehalten, da er die Bergtouren als „unziemlich für eine Königin“ ansah. Marie gründete später den "Achsel-Alpenrosen-Orden", um auch den Münchnern die Begeisterung für "ihre" Berge näher zu bringen.

 

Da sein Vater wegen der Beziehung zur durchgeknallten Lola Montez vorzeitig abdanken musste, übernahm Max im März 1848 schließlich die Regierungsgeschäfte und wurde von seinem Vater vor Amtsantritt vertraglich verpflichtet seine grandiosen Bauvorhaben zu Ende zu bringen.

 

Max II. (Max zwei) versuchte stets die Selbstständigkeit Bayerns auch im Deutschen Bund zu bewahren, sowie die Wissenschaft und Kunst zu fördern. So schreckte er nicht davor zurück preußische Professoren, die sogenannten „Zuagroasten" und "Nordlichter“, an die Ludwig-Maximilians-Universität zu holen, um das wissenschaftliche Renommee der LMU zu festigte.

Auch der bayerische Chemiker und Mediziner Max Pettenkofer wurde damals führender Professor Europas, lehrte an der TU München und führte nach einer Cholera-Epidemie erstmalig die Kanalisation in München ein.

Unter Max II. wurden Bauern Eigentümer von Land und Boden, die Gerichtsbarkeit des Grundadels wurde endlich abgeschafft und die Presse- sowie Meinungsfreiheit eingeführt. 

 

Max band Trachtenträgern offiziell in sein Hofzeremoniell ein und schrieb 1849, dass er in der Erhaltung der Volkstrachten eine "große Wichtigkeit" sieht, "um auch in Bayern das Nationalgefühl des Volkes zu heben und zu kräftigen". Und selbst bis heute hält das Haus Wittelsbach seine schützende Hand über die Trachten- und Brauchtumsförderung. Problematisch war hierbei jedoch, dass in einigen Regionen gar keine Tracht im regionaltypischen Zuschnitt mehr vorhanden war, so dass sich jede Region selbst ihre eigene Tracht im Hinblick einer lokaler Reminiszenz schaffen durfte. Die damals "erfundene" Gebirgstracht basierte in etwa auf dem, was seit dem frühen 19. Jh. von den Oberländern getragen wurde, jedoch schränkte man in der Neuinterpretation die Vielfalt der Schnitte, Stoffe und Farben so stark ein, dass die neue, bis heute übliche "Trachten-Uniform" entstand. Insbesondere diese oberbayerische Tracht wurde hoffähig, da Max als erster Wittelsbacher grüne Trachtenjanker mit Lederhosen bei der Jagd, als auch bei einigen offiziellen Anlässen trug.

 

Selbst Münchner gründeten damals begeistert einen eigenen Gebirgstrachtenverein, der die Idee der Lederhose als Kernbestandteil regionaler Volkstracht übernahm. In der Münchner Region gab es zuvor weder eine Gebirgstracht, noch eine einheitliche Tracht. Alle heutigen Münchner Stadtviertel waren kleine Dörfer weit außerhalb Münchens und der Schwabinger trug eine ganz andere Tracht als der Haidhauser. Während sich die Tracht den nordwestlichen Dörfer (in Allach, Moosach, etc.) eher an die Dachauer-Tracht orientierte, war z.B. die Tracht der Riemer und Truderinger deutlich stärker von der Ebersberger-Tracht beeinflusst.

 

Max II. bestimmte die Erste Allgemeine Deutsche Industrieausstellung abzuhalten und so wurde 1854 der Glaspalast nahe des Bahnhofs, beim Alten Botanischen Garten mit über 37.000 Glastafeln in nur 78 Tagen erbaut. Die Münchner mit ihren gesteiften Gehröcken und Zylindern standen kopfschüttelnd vor dem Glaspalast, der damals für das "neue" München stand.

Die Au, Giesing und Haidhausen werden unter der Regentschaft von Max eingemeindet. München wächst damit um 21.000, auf über 115.000 Einwohner an und der alte Schrannenplatz wird in den neuen Marienplatz umbenannt.

Max II. ist Gründer und Namensgeber des Maximilianeums (erbaut 1857-1874), das nur anfänglich als Hochbegabtenstiftung genutzt wurde und mittlerweile die eher Mittelmäßigbegabten des Bayerischen Landtages beheimatet. Auch die  Maximilianstraße, mit ihren schlossartigen Fassaden, legte er an und prägt damit einen neuen Baustil.

1858 wurde die Frauenkirche "regotisiert" und hierbei der Bennobogen abgerissen, der damals dem Teufel den Blick auf die Fenster versperrte. Sogar die Welschen Hauben sollen damals durch neue Turmspitzen ersetzt werden, was sich dann aber Gott sei Dank zerschlagen hatte.

Bayern war damals ein souveränes Agrarland, in dem pro Kopf 250 Liter Bier im Jahr getrunken wurde (die Preußen schafften es auf lediglich 50 Liter) und Max II. war wegen seiner Volksverbundenheit, seiner Heimatliebe, seiner Bescheidenheit und seiner Förderung des bayerischen Brauchtums ein sehr beliebter König.

 

Anfang des Jahres 1864 stach sich Max mit einer Krawattennadel und holte sich dabei eine Blutvergiftung, an der er im März 1864 verstarbt. Zwischen seinem egozentrischen Vater Ludwig I. und seinem exzentrischen Sohn Ludwig II. fristet Max II. völlig zu Unrecht leider ein geschichtliches Nischendasein.

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