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Carl Gabriel arbeitete als junger Mann im Wanderzirkus seines Vaters. Im Alter von 33 Jahren zog er nach München, wo er 1893 in der Neuhauser Straße ein Wachsfigurenkabinett, das Internationale Handelspanoptikum eröffnete.

 

Ein paar Jahre später zog es ihn als Schausteller auf die Wiesn und betrieb dort Exotenshows. Das Konzept dieser "Shows" erscheint uns heute äußerst fragwürdig, aber damals waren die Münchner begeistert vom   „Beduinenlager“ (1901), „Sudanesendorf“ (1909) oder „Samoa in München“ (1910). Heute kann man Touristen aus aller Herren Länder auf dem Marienplatz beobachten, doch 1928 waren fremde Völker noch so exotisch, dass Gabriel eine „Riesen-Völkerschau“ über 200 Afrikaner, Chinesen und Japaner ausstellte.

Carl Gabriel brachte aber noch viele weitere Attraktionen auf die Wiesn, die sich teilweise noch heute großer Beliebtheit erfreuen. 1908 fuhren die Münchner erstmals in einer Achterbahn von Gabriel. 1910 eröffnete er das legendäre Teufelsrad und auch die Hexenschaukel ist seine Erfindung. Carl Gabriel war einer der erfolg-reichsten Schausteller auf der Theresienwiese. Ab den 1890er Jahren war er mit bis zu fünf Attraktionen gleichzeitig auf der Wiesn vertreten.

Gleich in seinem zweiten Wiesn-Jahr  eröffnete Gabriel 1902 das Hippodrom, das bis 2013 als Festzelt bestand. Im Hippodrom war von Beginn bis in die 80er-Jahre eine Reitbahn für Gäste. Angetrunken Herren, wie auch Damen, zeigten ihre "Reitkünste" und rutschten regelmäßig vom Pferd was zur großen Belustigung führte. Das „Hippodrom“ war schon damals der Wiesn-Treff des gehobenen Bürgertums und der eleganten Lebewelt. Einst schlürfte hier Franz Josef Strauß (nicht in Lederhosen, sondern im dunklen Anzug) in der Privatbox seinen Champagner. Die Hippodrom- Wirte wechselten die letzten Jahre häufig. Anton Weinfurtner flog wegen Schwarzarbeitern von der Wiesn . Die Nachfolgerin Evi Brandl vom Vinzenz Murr musste als Wiesnwirtin wegen angeblicher Steuerhinterziehung gleich wieder abdanken. Und auch Sepp Krätz, der das Hippodrom über Jahre zum Promizelt und absoluten Wiesn-Highlight macht, stolpert über eine besonders dümmliche Steuerhinterziehung. Unfassbar ist es immer noch, dass die Münchner Stadtspitze es 2013 unbekümmert zulässt, dass eine über hundert jährige Wiesn-Attraktion einfach verschwindet. Jetzt führt ein guter Spetzl vom Bürgermeister das Zelt unter anderem Namen weiter und kopiert dabei eins zu eins das Erfolgsrezept vom guten, alten Hippodrom.

An Gabriel erinnern zwar nicht mehr das Hippodrom, aber noch einige seiner Kinos. Die Museum Lichtspiele, das Sendlinger Tor Kino und das Gabriel Filmtheater in der Maxvorstadt wurden alle von ihm eröffnet.

Carl Gabriel

(* 1857; † 1931 in München)

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