Munichkindl
Ois über unsere Heimat
München in wirren Zeiten
Chronologie der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegsjahre
1913 bis 1946 n. Chr.
1912 Prinzregent Luitpold verstirbt mit 91 Jahren und mit ihm endet die "gute, alte Zeit"
1913 Milbertshofen, Berg am Laim, Moosach und Unterföhring werden eingemeindet. Um dem Militärdienst zu entgehen, zog der junge Hitler nach Schwabing.
1913 Bau des Sendlinger-Tor Kinos, Bierverbrauch pro Kopf 313 Liter
1914 Polizeigebäude an der Ettstraße wird bezogen, am 31. Juli wird der Kriegszustand ausgerufen
1915 Über 15.000 Münchner sind an der Front im Ersten Weltkrieg, Demonstration gegen Lebensmittelverteuerung, Brot- und Mehl-, wie auch andere Lebensmittelkarten werden ausgegeben
1916 Es gibt kein Starkbier mehr, es darf nur noch Dünnbier gebraut werden. In den Wirtshäusern gibt es nur noch reduzierte Speisekarten und eingeschränkte Öffnungszeiten. Milch- und Fleischkarten für rationierte Ausgabe werden eingeführt. BMW wird gegründet mit dem Zusammenschluss der Rapp-Motoren-Werke und der Gustav-Otto-Maschinenfabrik.
1916 König Otto in Fürstenried gestorben
1917 Kälte- und Kohlennot, Kardinal von Faulhaber wir Erzbischof von München-Freising
1918 am 7. November marschierten 60.000 Männer von der Theresienwiese zum Friedensengel, um unter der Führung von Kurt Eisner die Revolution auszurufen. Im August gründete Adam Glauer im Hotel Vier Jahreszeiten die Thule-Gesellschaft, als einen Geheimbund "für deutsche Art"
1919 Ermordung von Ministerpräsident Eisner, 32.000 Arbeitslose in München, Kommunistische Räterepublik, schwere Straßenkämpfe, V-Mann Hitler wird Mitglied in der Deutschen Arbeiterpartei, 1.500 Kraftfahrzeuge in München zugelassen, auf der Wiesn gibt es auch dieses Jahr nur Dünnbier, Franz Halmanseger empfängt als Rekommandier erstmalig Besucher vor dem Hippodrom
1920 Demonstration gegen den Versailler-Vertrag, Hitler hält Reden bei einer Massenveranstaltung im Hofbräuhaus, Elsa Bruckmann lernt Hitler bei einer Parteiveranstaltung im Circus Krone kennen, Gustl Annast übernimmt das Hofgarten Café
1921 Unruhen wegen Mietpreiserhöhung, im Fasching wird der Schäfflertanz aufgeführt, 300.000 Besucher am Oktoberfest: 30 Ochsen, 700 Spanferkel und 20.000 Hendl werden verzehrt und 15.000 hl Bier getrunken
1922 Tierpark Hellabrunn muss aus finanziellen Gründen seine Tiere verkaufen, die Inflation beginnt: ein Pfund Brot kostet 240 Mark und ein Ei 180 Mark, auf dem Oktoberfest kostet ein Hendl 500 Mark
1923 es herrscht Ausnahmezustand, Hitler veranstaltet seinen dilettantischen Hitlerputsch und wird verhaftet, in München werden fast 40.000 Personen von der öffentlichen Fürsorge betreut, wegen Finanznot liegen die meisten Bauvohaben auf Eis, die Inflation hat ihren Höhepunkt im November erreichen: eine Semmel kostete im Frühjahr noch 100 Mark und im November 10 Milliarden Mark, eine Maß Bier 260 Mrd. Mark (siehe Bierpreisentwicklung rechts), Brot 260 Mrd. Mark und ein Ei 80 Mrd. Mark, das Oktoberfest entfällt
1924 Hitler kommt in den Knast nach Landsberger, sein Mitverschwörer Ludendorff wird freigesprochen, Karl Scharnagl wird zum 1. Bürgermeister gewählt, über 150.000 Münchner müssen von der Wohlstandspflege betreut werden, Karl Valentin und Liesl Karlstadt führen das Theaterstück "Raubritter von München" in den Kammerspielen auf
1925 zweite Gründungsveranstaltung der NSDAP, Hitler erhält danach offizielles Redeverbot, Hitlers "Mein Kampf" erscheint und das Deutsche Museum wird eröffnet, Karl Scharnagl wird 1. Bürgermeister
1926 Bürgermeister Karl Scharnagl reist nach New York, acht neue Kinos werden eröffnet, darunter auch das Marmorhaus an der Leopoldstraße, Stadion an der Grünwalder Straße wird eröffnet
1927 fast 50.000 Arbeitslose in München, Scharnagl und der Stadtrat genehmigen für den Wohnungsbau drei Millionen Reichsmark, Redeverbot für Hitler im März leider wieder aufgehoben, Spitzweg Ausstellung, erster Flug über die Alpen, das Dante-Freibad wird zum Familienbad
1928 erstes Gastspiel von Josephine Baker im Bananen-Röckchen erregt das Publikum im Deutschen Theater, Tierpark Hellabrunn wird wieder eröffnet, Gustl Anast vom Anast am Hofgarten ist Faschingsprinz beim ersten Faschingsumzug nach dem 1. Weltkrieg, wieder ein Metzgersprung am Fischerbrunnen veranstaltet
1929 Karl Scharnagl wieder zum 1. Bürgermeister gewählt, Stadtratswahl: 17 Sitze SPD, 12 Sitze BVP, 8 Sitze NSDAP, 6 Sitze sonstige Parteien, Kläranlage Großlappen eröffnet, der Wahlmünchner Thomas Mann erhält den Literatur-Nobelpreis, Erstaufführung der "Dreigroschenoper" von Berthold Brecht im Schauspielhaus, eine Maß Helles kostet 54 Pfennige und ein Facharbeiter bei BMW verdient 55,5 Pfennige als Stundenlohn, 25.10. Beginn der Weltwirtschaftskrise
1930 Daglfing und Perlach werden eingemeindet, über 46.000 Arbeitslose, Bierverbrauch um 20% gesunken, es herrscht wieder wirtschaftliche Not in München, Hochhaus an der Blumenstraße eröffnet, "Braunes Haus" nahe des Königsplatzes für die Nazis umgebaut, mittlerweile gibt es 73 Kinos in München
1931 Freimann wird eingemeindet, über 70.000 Arbeitslose, bayerische Landespolizei besetzt das "Braune Haus" der Nazis, am 6.Juni brennt der Glaspalast am (Alten) Botanischen Garten ab und es werden über 100 Gemälde zeitgenössischer Künstler zerstört
1932 Trudering wird eingemeindet, Hitler verliert die Reichspräsidentenwahl mit 25% gegen Hindenburg 66%, dennoch werden die Nazis stark in den Landtag gewählt: 45 Sitze BVP, 43 Sitze NSDAP, 20 Sitze SPD. Die Frauenkirche wird restauriert, FC Bayern wird Meister nachdem er 2:0 gegen Eintracht Frankfurt gewinnt. Ein Feuer zerstört die Schrannenhalle am Viktualienmarkt
1933 Es verdunkelt sich als Hitler am 30. Januar in Berlin zum Reichskanzler ernannt wird; am 5. März bei der Reichstagswahl stimmen "nur" 37% der Münchner für die Nazis, dennoch wird am 9. März am Neuen Rathaus die Hakenkreuzfahne gehisst, am 15. März tritt die bayerische Regierung zurück und am 22. März wird auch Karl Scharnagl zum Rücktritt gezwungen, der "Führerbau" wird am Königsplatz gebaut, der Grundstein für das "Haus der Deutschen Kunst" wird gelegt und an der Feldherrnhalle wird ein Mahnmal für den dilettantischen Hitlerputsch angelegt, viele Juden und andersdenkende Persönlichkeiten müssen fliehen
1934 Staatsterror, viele Zeitungen werden eingestellt oder verboten, der "Völkische Beobachter", einst von Rudolf von Sebottendorf erworben, wird zum Regierungsorgan, die "Reichsautobahn" München- Salzburg wird gebaut
1935 wird München von Hitler zur "Hauptstadt der Bewegung" ernannt, eine Auszeichnung, auf die wir gerne verzichtet hätten, das Dt. Museum wird um den Kongresssaal mit Adlern und Hakenkreuzen erweitert, "Ehrentempel" am Königsplatz werden errichten, der Platz wird mit Granitplatten zugepflastert und von den Münchnern spöttisch "Plattensee" genannt. Mittlerweile sind ca. 41.000 Autos in München zugelassen und die Autobahn wurde bis Holzkirchen angelegt
1936 München erhält ein neues Stadtwappen mit Hakenkreuz; Die Münchner müssen Luftschutzübungen mit Verdunkelung trainieren. Weitere scheußliche Nazi-Bauten entstehen und die Olympiastraße von München nach Garmisch wird rechtzeitig für die Winterspiele eingeweiht, selbst auf der Wiesn wird einheitliche Nazibeflaggung befohlen
1937 Der Duce Benito Mussolini besucht München, die Propaganda-Ausstellung "Der ewige Jude" wird im Dt. Museum eröffnet, "Haus der Deutschen Kunst" wird von Hitler feierlich eröffnet, der kitschige Festzug "2000 Jahre deutsche Kultur" zieht durch München, über 1,1 Millionen Besucher kommen dieses Jahr nach München
1938 Allach, Feldmoching, Pasing, Großhadern, Ludwigsfeld, Ober- und Untermenzing, Solln mit insgesamt über 37.000 Neumünchnern werden eingemeindet. Das "Münchner Abkommen" über das Sudetenland wird unter-zeichnet. Die Münchner Hauptsynagoge in der Herzog-Max-Straße (hinter dem Künstlerhaus am Lenbach-platz) wird abgerissen, um Platz für einen Parkplatz zu schaffen. Die Gewalttaten gegen Juden eskalieren in der "Reichspogromnacht", Synagogen brennen, jüdische Kaufhäuser werden verwüstet und der Staatsterror erreicht die nächste Stufe. Die "Reichsautobahn" München-Berlin wird in Angriff genommen und die ersten hundert Meter einer U-Bahnlinie werden in der Lindwurmstraße gegraben.
1939 am 1. September Ausbruch des 2. Weltkriegs, leider fehlgeschlagenes Attentat auf Hitler im Bürgerbräukeller durch Georg Elser, Ausgabe von Bezugsscheinen und Lebensmittelkarten, Bau von Splittergräben, Flughafen Riem eröffnet, jährlicher Bierverbrauch pro Kopf nur noch 189 Liter
1940 am 5. Juni erster Fliegerangriff
1941 jüdische Münchner müssen einen Stern als Erkennungszeichen tragen
1942 Aubing und Langwied werden eingemeindet, erste schwere Luftangriffe werden auf München geflogen, zahlreiche Luftschutzbunker entstehen
1943 massive Luftangriffe fordern Todesopfer, der "totale Krieg" wird ausgerufen, die Flugblätter der "Weißen Rose" rufen zur Beendigung des Krieges auf. Hans und Sophie Scholl werden hingerichtet.
1944 schwere Luftangriffe mittlerweile auch tagsüber, Lebensmittelversorgung kommt nahezu zum Erliegen, im Juli gibt es weder Strom-, noch Gas- oder Wasserversorgung, Kinder und Frauen werden aus München zwangsevakuiert, alles wird platt gemacht: zerstört ist die Residenz, das Residenztheater, Angerkloster, Sankt Anna, Heiliggeistkirche, das Odeon, der Alte Peter, das Alte Rathaus, die Uni, der Chinesische Turm, das Gärtnerplatztheater, die Propyläen, der Hauptbahnhof, der Justizpalast, die Ruhmeshalle, das Armeemuseum (heutige Staatskanzlei), das deutsche Museum, das Isartor und die Pinakothek
1945 Tag und Nacht erfolgen Luftangriffe und am 30. April 1945 hat der Spuk endlich sein Ende, als die Amerikanischen Truppen einmarschieren, insgesamt sind etwa 22.000 Münchner im zweiten Weltkrieg als Soldaten gefallen, über 6.600 sind bei Luftangriffen ums Leben gekommen, 80.000 Münchner gerieten in Gefangenschaft und ca. 300.000 wurden obdachlos. Der ehemalige Oberbürgermeister Dr. Scharnagl wird wieder eingesetzt.
Bevölkerungswachstum
1912: 620.000 Einwohner
1913: 638.000 Einwohner
1914: 645.000 Einwohner / 31. Juli
1915: 630.000 Einwohner / 1.Weltkrieg
1917: 612.000 Einwohner / 1.Weltkrieg
1918: 603.000 Einwohner / 1.Weltkrieg
1919: 645.000 Einwohner
1921: 654.000 Einwohner
1924: 670.000 Einwohner
1925: 680.000 Einwohner
1926: 686.000 Einwohner
1927: 692.000 Einwohner
1928: 701.000 Einwohner
1929: 714.000 Einwohner
1930: 729.000 Einwohner
1931: 730.000 Einwohner
1932: 732.000 Einwohner
1933: 725.000 Einwohner
1934: 738.000 Einwohner
1935: 742.000 Einwohner
1936: 746.000 Einwohner
1937: 756.000 Einwohner
1938: 790.000 Einwohner
1939: 815.000 Einwohner / 1. September
1940: 827.000 Einwohner / 2. Weltkrieg
1941: 839.000 Einwohner / 2. Weltkrieg
1942: 863.000 Einwohner / 2. Weltkrieg
1943: 889.000 Einwohner / 2. Weltkrieg
1944: 630.000 Einwohner / 2. Weltkrieg
1945: 479.000 Einwohner (Mai) / 30. April
1945: 676.000 Einwohner (Dez)
1946: 752.000 Einwohner
Abbildung: Neues NS-Stadtwappen mit Haken-kreuz und Münchnerkindl vor dem Tore; Hätte irgendein Depp vorgeschlagen, dass das Münchnerkindl die Hand zum Gruße erhoben haben sollte, sie hätten's vermutlich umgesetzt; dargestellt von Munichkindl
Bierpreisentwicklung 1920-1923
1920 Juni:......................................1,20 Mark
1921 Juli:.......................................1,70 Mark
1922 August:....................................14 Mark
1922 September:..............................24 Mark
1922 Oktober:...................................52 Mark
1922 November:...............................72 Mark
1922 Dezember:.............................170 Mark
1923 Januar:...................................360 Mark
1923 Februar:.................................740 Mark
1923 Juni:....................................3.200 Mark
1923 Juli:.....................................9.000 Mark
1923 1. August:.........................20.000 Mark
1923 16.August:......................120.000 Mark
1923 29. August:.....................280.000 Mark
1923 11. September:............1.446.000 Mark
1923 25. September:..........12.300.000 Mark
1923 18. Oktober:............260.000.000 Mark
1923 26. Oktober:.........5.040.000.000 Mark
1923 19. November:..260.000.000.000 Mark
Nachkriegsdarstellung der Kriegsschäden
Stadtverwaltung München
(Quelle: Stadtarchiv München)