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Ois über unsere Heimat
München in Zeiten der Aufklärung
Ludwig war ein eifriger Bauherr und mittelmäßiger Monarch
1825 bis 1868 n. Chr.
Ludwig mischte sich schon frühzeitig in die baierische Politik ein, so schrieb er 1817 einen Brief an seinen Vater, Max I. Joseph, in dem er die Absetzung des Superministers Montgelas forderte, da er ihm "unteutsches" Verhalten vorwarf. Auch stand er Napoleon, sowie allem Französischen, ablehnend gegenüber und demonstrierte gerne in aller Öffentlichkeit sein „Teutschtum“, also seine deutsch-nationale Einstellung.
Nach dem Tod seines Vaters wurde Ludwig am 13. Oktober 1825 zweiter baierischer König, der sich zur besseren Eingliederung der neuhinzugewonnen Gebiete „König von Baiern, Herzog von Franken, Herzog in Schwaben und Pfalzgraf bei Rhein“ nannte. Gleich am 20. Oktober 1825, nur sieben Tage nach seinem Amtsantritt, erließ König Ludwig I. das Y-Dekret - eine Anordnung, dass die Schreib-weise des Landesnamen geändert wurde. Bis dahin schrieb sich Baiern mit einem einfachen "i". Erst mit dem Beschluss sollte Bayern fortan mit einem griechischen Ypsilon ("y") geschrieben werden.
1827 gab es in München 58 Brauhäuser, 189 Bierwirtschaften, 28 Weinhäuser, 37 Kaffeehäuser und fünf Methhäuser.
Durch handels- und wirtschaftspolitische Initiativen und seinem zwanghaften Geiz, gelang ihm die über 150 Jahre nie gemeisterte Sanierung der bayerischen Staatsfinanzen. In seiner Regierungszeit gab es keinen wirklich großen politischen Wurf. Erst lockerte er, dann verschärfte er die Zensur und provozierte damit den Unmut in der nun bayerischen Bevölkerung. 1844 gab es Unruhen nach einer Brotpreiserhöhung und es folgte die erste Münchner Bierrevolution (nach der Erhöhung der Bierpreise um einen ganzen Pfennig).
Ludwig I. war vielmehr durch seine großen Bauprojekte bekannt. Unter Ludwig wurde München zur "Stadt der Kunst". Ludwig fand alles toll, was ihn ans antike Griechenland erinnerte und er förderte Bauten im Zeitgeist des Klassizismus.
Er ließ die Ludwigstraße und dort die Universitätsgebäude errichten. Ludwig baute das Siegestor (1843-50), die Feldherrnhalle (1841-44), die Staatsbibliothek (1832-43). Er ließ den Königsplatz mit Glyptothek (1816-30) und Antikensammlung (1838-48) anlegen und weiter außerhalb der Stadt die Alte Pinakothek (1820-38) erbauen. An der nach seiner Frau benannten Theresienwiese, entstand die Ruhmeshalle (1843-53) mit der Bavaria (1843–50). Seine wichtigsten Baumeister waren Leo von Klenze und Friedrich von Gärtner.
Bei Regensburg ließ er über der Donau die Walhalla, mit Büsten der wichtigsten Persönlichkeiten "teuscher Zunge", und die Befreiungshalle bei Kelheim errichten. Das größte und mit Abstand teuerste Bauprojekt seiner Regierungszeit war der Neuaufbau der Landesfestung Ingolstadt.
Münchens Wirtschaft florierte und noch heute kaufen wir in den damals gegründeten Geschäften ein: 1832 erhielt Franz Seraph Kustermann die Konzession als Eisenhändler und übernahm die Eisen-warenhandlung am Oberen Anger von seinem Schwiegervater. Ein paar Jahre später (1839) gründete Jakob Roeckl eine Handschuhgeschäft mit Handwerksfertigung in der Kaufingergasse und der junge Tuchmacher Johann Georg Frey kommt (1842) nach München und erwirbt eine Weber-Lizenz.
Der Anfang des Untergangs es Königs kam 1846 mit der irischen Hochstaplerin Elizabeth Gilbert nach München, die sich als spanische Tänzerin Maria de los Dolores Porrys y Montez, kurz Lola Montez ausgab. Da man sie nicht am Königlichen Münchner Hoftheater auftreten ließ, beschwerte sie sich aufgebracht bei König Ludwig. Der 60-Jährige "entbrannte wie eine Flamme" und war ihrer erotischen Ausstrahlung und ihrem leidenschaftlichen Temperament sofort verfallen. Die 26-Jährige Lola wurde zur Geliebten des alten Königs, von dem sie finanziell übermäßig unterstützt wurde und viele weitere Annehmlichkeiten erhielt. Wegen ihrer ständigen Eskapaden war Lola Montez bei den Münchnern verhaßt. Nachdem es vor der Feldherrnhalle zu Handgreiflichkeiten mit Studenten kam, musste sie 1848 die Stadt binnen weniger Stunden verlassen.
Aber selbst nach ihrer Flucht war der Unwille des Volkes gegen den liebestrunkenen König noch so groß, dass das Zeughaus gestürmt wurde und mit den dort gelagerten Waffen die Residenz gestürmt werden sollte, was nur in letzter Sekunde verhindern werden konnte.
Die königliche Familie, die Minister und auch konservativen Kreise stellten sich schließlich gegen Ludwig und zwangen ihn seine zwischenzeitlich aus der Verbannung wieder zurückgekehrte Geliebte per Fahndungsaufruf polizeilich suchen zu lassen.
Zutiefst gedemütigt dankte Ludwig am 20. März 1848 zugunsten seines Sohnes Maximilian II. ab.
Ludwig lebte noch zwanzig Jahre als Privatmann, förderte aus seinem privaten Vermögen weiterhin die Künste und verstarb Ende Februar 1868 im Alter von 81 Jahren in Nizza.
Abbildungen:
Ludwigskirche (mit Blick auf die noch nicht vorhandene Feldherrnhalle), Stahlstichen, 1838; Feldherrnhalle, Stahlstich von Poppel und Kurz, um 1850;
Alte Pinakothek aus der königl. Gemälde-Gallerie, Lithographie mit Tonplatte von Lebschée, 1830; Ruhmeshalle mit Bavaria und Propyläen am Königsplatz, beides Stahlstich von Gunkel bei Ravizza, um 1850