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Bayerische Sage

Der Riesenwaller vom Wallersee bedroht München

Anfang des 15. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert n. Chr.

Um den Walchensee (damals noch Wallersee genannt) rankt sich schon im frühen 15. Jahrhundert eine Sage. Am See erzählte man sich die Geschichte vom fürchterlichen Riesenfisch - einem mächtigen Waller (dem Silurus glanis), der als Ungeheuer in den trüben Tiefen des Sees lebt und fast so groß ist, wie der See selbst. Der Sage nach, war der Waller am Grund des Walchensees so riesig, dass er seine eigene Schwanzflosse im Maul halten musste und die Sorge war groß, dass er eine Sintflut auslösen würde, wenn er die Schwanzflosse aus Versehen oder mit Heimtücke einmal auslassen würde. Die Auswirkungen einer solchen Sturzflut wären auch im entfernten München zu spüren gewesen, wenn ein reißendes Hochwasser die Stadt zerstört hätte.

An Allerheiligen im Jahre 1755 war der Wellengang am Walchensee so hoch, dass Fischer von den Wellen aus ihren Booten geschleudert wurden. Nicht nur die Bauern im Alpen-vorland, sondern auch Max III. Joseph am Hofe in München war äußerst besorgt, bestellte die Fischer in die kurfürstliche Residenz ein und ließ sich über dieses Vorkommnis ausführlich Bericht erstatten.

Über 400 Jahre wurde vorsorglich jedes Jahr in der Münchner Gruftkirche (ehemals am heutigen Marienhof) eine ewige Messe gelesen und auch die Benediktiner-Mönche (aus Benediktbeuern) hielten eine jährliche Prozession am See, um das bevorstehende Unglück abzuwenden.  Es gab empfindliche Strafen, für jeden, der das jahrhundertlang schlafende Ungeheuer reizen könnte. Fischer fuhren deshalb auch nicht Nachts mit ihren Kähnen aus und Kinder unterließen es auch tagsüber flache Steine über die Wasseroberfläche hüpfen zu lassen. 

Abbildung: Riesenwaller im Wallersee dargestellt von Munichkindl, mit koloriertem Stich vom Walchensee

Die Tradition wollte es, dass jeder neue Kurfürst, von Maximilian I. bis hin zu Ludwig II., einen geweihten Goldring in den Walchensee werfen ließ, um den Riesenwaller milde zu stimmen. 

 

Nichts desto trotz hatten wir damals noch regelmäßig Hochwasserkatastrophen in München. Am 13. September 1813 sahen viele Münchner von der damaligen Schwanenbrücke (der heutigen Ludwigsbrücke) zu, wie die riesigen Wassermassen am rechten Isarufer eine Gastwirtschaft zum Einsturz brachten. Vor lauter Schaulust bemerkten die Wenigsten, dass das Wasser die Brückenpfeiler angriff und kaum einer hörte die Rufe des Bierkutschers, der die Schwankungen frühzeitig bemerkte. Über 200 Münchner fielen in die reißenden Fluten und über die Hälfte kam bei dem damaligen Brückeneinsturz ums Leben.

 

Ebenfalls an einem 13. September im Jahr 1899 wurde die eiserne Bogenhauserbrücke weggespült, ohne dass diesmal jedoch Menschen verstarben. Dieses Ereignis gab schließlich Anlass, kostspielige Hochwasserschutzmaßnahmen an der Isar umzusetzen. Neben massiven Uferbefestigungen wurden dabei auch sechs Brücken neu gebaut.

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