Munichkindl
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Den Einzug der Wiesn-Wirte am ersten Wiesn-Samstag hat der Steyrer Hans erfunden. Er, den man den "Bayerischen Herkules" nannte, hatte eine Festbude der Pschorr-Brauerei gepachtet und fuhr 1887 erstmals mit Blasmusik, seinen Schankburschen und den Kellnerinnen auf sieben geschmückten Zweispännern und einem Vierspänner Richtung Theresienwiese.
Doch der Magistrat war von diesem ersten kleinen, privat organisierten Festzug nicht begeistert und ließ den Steyrer Hans aufhalten, als er im Tal beim Weißbräu auf eine "Stehmaß" anhielt. Er wurde wegen „groben Unfugs“ und "Störung der öffentlichen Ordnung" zu einer empfindlichen Geldstrafe verurteilt, was jedoch seiner Beliebtheit eher förderlich war.
Schon bald darauf wurde der Einzug der Wiesn-Wirte offiziell veranstaltet und der Steyrer Hans war der erste, der silberbeschlagenes Prunkgeschirre für die Haflinger seines Brauereigespannes verwendete.
Der Steyrer Hans war von 1879 bis 1903 fünfundzwanzigstmal als Wirt auf der Wiesn. In den 1890er Jahren konnte er sich zwei nebeneinander liegende Budenplätze sichern und dort "Kraftbier" von der Spatenbrauerei ausschenken.
Er war gelernter Metzger und Wirt von mehreren Münchner Wirtshäusern, u.a. das Gasthaus "Zum bayerischen Herkules" in der Lindwurmstraße. Sein späteres Stammhaus war der "Tegernseer Garten" in Obergiesing.
Er war ein echtes Münchner Unikum, auch weil er mit dem Mittelfinger einen 528 Pfund schweren Stein lupfen oder ein 40-Liter-Bierfass mit Daumen und Zeigefingern auf den Schanktisch wuchten konnte. Sein Body-Maß-Index war nicht der beste, denn er war gerade mal 1,70m groß und wog fast 130kg. Er war ein echtes Kollos und trug einen riesigen Schnurrbart, von dem die Münchner sagten, er hätte gerade ein "Oachkatzl g'schnupft".
Steyrer Hans - Erfinder des Einzugs der Wiesn-Wirte
(* 1849 in Allach; † 1906 in München)
Abbildung: Steyrer Hans
Drei Fotographien, Fotograph unbekannt; Gemälde um 1910, von Josef Widmann; oben Darstellung vom Munichkindl, 2015